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Pressemitteilung

Entscheidende Phase für erfolgreichen Wasser­stoff-Markthochlauf

Berlin, 22. Februar 2022

acatech und DECHEMA stellen erste Ergebnisse einer Stake­holder-Umfrage sowie Zwischen­ergebnisse ihrer Meta­analyse zum Markt­hoch­lauf von Wasser­stoff in Deutschland vor 

Wie stellen sich Wissenschaft, Wirtschaft, NGOs und öffent­liche Ver­waltung die künftige Wasser­stoff­wirt­schaft in Deutsch­land vor? Eine neue Umfrage von acatech – Deutsche Akademie der Technik­wissen­schaften und der DECHEMA Gesell­schaft für Chemische Technik und Bio­techno­logie e.V. gibt nun Antworten. Die beiden Projekt­partner präsen­tierten heute erste Ergeb­nisse der Öffent­lich­keit – und gaben eine Prog­nose ab: Laut einer wissen­schaft­lichen Meta­analyse wird der Wasser­stoff­bedarf im Jahr 2030 um ein Viel­faches höher sein als die inlän­dischen Erzeugungs­kapazitäten.

Herkunftsnachweise für klima­ver­träg­lichen Wasser­stoff sind laut Aus­sage einer Mehr­heit von Expert­innen und Experten ein zentraler fördernder Faktor für den Hoch­lauf der Wasser­stoff­wirt­schaft in Deutsch­land. Das geht aus der Umfrage „Wasser­stoff­wirt­schaft 2030/2050: Ziele und Wege“ von acatech und DECHEMA unter knapp 600 Vertreter­innen und Ver­tretern aus Wissen­schaft, Wirt­schaft, NGOs und öffent­licher Ver­waltung hervor. Die Studie ist Teil des Kooperations­projekts „Wasserstoff-Kompass“. Erste Ergeb­nisse stellten die Projekt­partner schon heute in einer Online-Konferenz vor, bevor im März die Publi­kation aller Umfrage­ergeb­nisse erfolgt.  

Als Keynote zu Beginn der Konferenz sprachen Judith Pirscher, Staats­sekretärin im Bundes­ministerium für Bildung und Forschung, und Patrick Graichen, Staatsekretär im Bundes­ministerium für Wirt­schaft und Klima­schutz. Sie machten deutlich: Die aktuelle Legislatur­periode ist ent­scheidend, um die Rahmen­bedingungen für eine wett­bewerbs­fähige Wasser­stoff­wirt­schaft in Deutsch­land zu schaffen. Staats­sekretärin Pirscher betonte: „Wir setzen beim Klima­schutz auf Techno­logien, nicht auf Ver­zicht. Grüner Wasser­stoff ist deshalb ein Schlüssel­element für das Erreichen unserer ambitionierten Klima­ziele. Gleich­zeitig bieten Wasser­stoff­techno­logien enorme Chancen für neues Wachs­tum und Export­märkte und für gute Jobs. Um diese Chancen zu nutzen, brauchen wir einen massiven Innovations­schub. Das Bundes­ministerium für Bildung und Forschung steht mit seiner techno­logie­offenen Forschungs­förderung für diesen Inno­vations­schub.“ Staats­sekretär Graichen unter­strich: „Forschung und Inno­vation für die Energie­wende und den Klima­schutz sind ein strategisches Element unserer Klima- und Energie­politik. Wir brauchen einen Hoch­lauf von Wasser­stoff in den No-regret-Anwen­dungen. Dafür müssen wir wissen, wie eine klug ausge­richtete und anwendungs­orientierte Energie­forschung aus­sieht, die dazu bei­trägt, Technologie­kosten zu senken.“


Wasserstoff-Markt­hochlauf: Unzu­reichende Flächen für erneuer­bare Ener­gien als Hemmnis

Um den Markthochlauf anzu­stoßen, sind aus Sicht der Befragten neben Herkunfts­nach­weisen für klima­ver­träg­lichen Wasser­stoff weitere Maß­nahmen not­wendig. Unter anderem solle der für die Wasser­stoff­er­zeugung einge­setzte Strom von staat­lichen Preis­bestand­teilen weitest­gehend be­freit werden. Überdies sind nach Meinung der Be­fragten staat­liche Zuschüsse für Wasser­stoff­projekte von­nöten. Die Umfrage­ergeb­nisse weisen außerdem auf zentrale Hemm­nisse für eine groß­skalige Erzeugung von klima­neutralem Wasser­stoff in Deutsch­land hin: 59 Prozent der Befragten sehen die hohen Investitions- und Unterhalts­kosten als hinder­lich für die Wirt­schaftlich­keit von Produktions­anlagen. Ebenfalls 59 Prozent der Befragten betrachten die unzu­reichen­den Flächen für Erneuer­bare-Energien-Anlagen als zentralen Hemm­schuh. Um Wasser­stoff als Energie­träger zu etablieren, braucht es aus Sicht der Befragten auch akzeptanz­fördernde Maß­nahmen, ins­beson­dere für den Ausbau erneuer­barer Energien, in Bezug auf das Thema Sicher­heit bei der Wasserstoff­erzeugung und -nutzung sowie für neue Wasser­stoff-Transport-Infrastrukturen.

„Unsere Umfrageer­gebnisse ver­deut­lichen, dass Wissen­schaft, Wirt­schaft, NGOs und öffent­liche Verwaltung einen sehr ähnlichen Blick auf Treiber und Hemm­nisse für den Wasser­stoff-Markt­hoch­lauf haben“, resümierte Prof. Dr.-Ing. Jan Wörner, acatech-Präsident. „Diese Ergeb­nisse sind ein wichtiger Anhalts­punkt bei der Erstellung einer Wasser­stoff-Road­map auf Basis der dem­nächst überar­beiteten Nationalen Wasser­stoff-Strategie. Diese Wasser­stoff-Road­map kann nur erfolg­reich sein, wenn sie auf einen ebenso koordinierten wie flexiblen Instru­menten-Mix abzielt. So können zeitgleich und schnell Erzeu­gung, Transport- und Speicher­infra­strukturen wie auch Anwendungs­bereiche entstehen.“


Wasserstoffmarkt 2030: große Differenz zwischen inländischer Erzeugung und Nachfrage

acatech und DECHEMA erarbeiten derzeit eine Meta­analyse, in der sie fort­laufend Studien und Strategie­papiere zum Thema Wasser­stoff aus­werten. Heute präsen­tierten sie einen ersten Zwischen­stand zu den Bereichen Mobilität, Stahl­industrie, chemische Industrie sowie zur Wasserstoff-Erzeugungs­kapazität in Deutsch­land. Die Aus­wertung weist bislang Elektrolyse­projekte aus, die 2030 eine Gesamt­kapazität von ca. fünf Giga­watt haben werden. Im Koalitions­vertrag hat sich die neue Bundes­regierung auf ein Elektrolyse­kapazitäts­ziel von 10 Gigawatt bis 2030 ver­ständigt. Aller­dings zeigt die Meta­analyse des Wasser­stoff-Kompasses: Selbst bei optimistischen Annahmen der Last­stunden und bei Erreichen der politischen Ziel­setzung, werden die bis 2030 aufge­bauten heimischen Kapazi­täten nicht aus­reichen, um den Minimal­bedarf von etwa 50 Tera­watt­stunden zu decken. „Nach­haltiger Wasser­stoff wird in den nächsten Jahren eine knappe Ressource bleiben, die einem wachsenden Bedarf gegen­über­steht“, folgerte Klaus Schäfer, Vorstands­vorsitzen­der der DECHEMA. „Um zukünftig Nach­frage und Ange­bot in Ein­klang zu bringen, ist es unver­züglich not­wendig, die richtigen politischen Weichen zu stellen. Dabei stehen der Politik verschiedene Handlungs­optionen zur Ver­fügung. Mit dem Projekt Wasser­stoff-Kompass tragen wir dazu bei, die ökologischen, öko­nomischen und gesell­schaftlichen Aspekte der ver­schiedenen politischen Handlungs­optionen aufzu­zeigen.“


Über das Projekt Wasserstoff-Kompass

acatech und DECHEMA führen seit Juni 2021 das zweijährige Projekt Wasser­stoff-Kompass durch. Gemein­sam erarbeiten sie mithilfe einer Meta­analyse einen Überblick über ver­schiedene Entwicklungs­pfade für den Markt­hoch­lauf sowie ent­sprechende Handlungs­optionen mit ihren jeweiligen Vor- und Nach­teilen. Weiter­hin organisiert der Wasser­stoff-Kompass einen Dialog mit Stake­holdern aus Wissen­schaft, Wirt­schaft, Politik und Zivil­gesells­chaft, um deren Sicht­weisen einzu­holen und auf ein gemein­sames Zielbild einer deutschen Wasser­stoff­wirt­schaft hinzu­wirken. Die Projekt­ergeb­nisse kann die Politik für die Erar­beitung ihrer Wasser­stoff-Roadmap nutzen. Das Projekt Wasser­stoff-Kompass wird vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung sowie vom Bundes­ministerium für Wirt­schaft und Klima­schutz gefördert.

 

Im März 2022 veröffentlichen acatech und DECHEMA ihren voll­ständigen Bericht zu den Umfrage­ergeb­nissen. Ausge­wählte Ergeb­nisse der Umfrage stellen acatech und DECHEMA Ende Februar 2022 als Kurz-Dossier auf wasserstoff-kompass.de zum Download bereit.

 

Ansprechpartnerin




Alena Müller
Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften


Tel. +49 30 2 06 30 96 -33
mueller(at)acatech.de

 

Simone Angster
Leitung Kommunikation DECHEMA e.V.


Tel. +49 69 7564 -540
simone.angster(at)dechema.de

 

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Kompass

PARTNER

Der Wasserstoff-Kompass ist ein Projekt von acatech und DECHEMA. Gefördert wird das Projekt vom BMBF und vom BMWK.